Die Lutzhorner Weltkriegslinden

Beim Störbek östlich der Lutzhorner Hauptstraße stehen 25 Linden, die an die 25 im Ersten Weltkrieg gestorbenen Bürger der Gemeinde Lutzhorn erinnern sollen. Gepflanzt wurden die Bäume im Juli 1921 vom Kriegerverein Lutzhorn (gegründet als Wehrsport- und Schießverein im Jahr 1903), in dem nach dem Kriegsende die überlebenden Weltkriegsteilnehmer aus der Gemeinde sich organisierten, um unter anderem das Andenken an ihre toten Kameraden am Leben zu erhalten. Die Pflanzung der Linden gehörte ebenso dazu wie eine 1919 in der Barmstedter Zeitung ganzseitig abgedruckte Ehrentafel für alle 130 Lutzhorner Kriegsteilnehmer, der die auf den Tafeln 2025 reproduzierten Brustbilder der 25 Kriegstoten entnommen wurden. 


Im August 1921 nahm die Gemeinde Lutzhorn nach einstimmig gefasstem Beschluss der Gemeindevertretung unter Vorsitz von Bürgermeister Wilhelm Pahl „die 25 Lindenbäume an der Lutzhorner Chaussee“ in ihre Obhut. Seitdem sind durch Krankheit oder Unfall ausgefallene Bäume immer wieder im Rahmen feierlicher Nachpflanzungen ersetzt worden. So waren im Sommer 2024 vielleicht noch 10 Bäume als „100-jährige“ Linden anzusprechen und könnten zu den im Sommer 1921 gepflanzten Bäumen gehören. Vor knapp 100 Jahren, am 1. März 1925, wurde der erste Volkstrauertag in Deutschland begangen, veranstaltet vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Mehr als zwei Millionen deutscher Soldaten waren im Krieg getötet worden. Der Trauer der Hinterbliebenen und dem Gedenken der Überlebenden, Kameraden wie Zivilisten, sollte damit ein Forum gegeben werden. In Lutzhorn, wo man den Tod von 25 der 130 in den Krieg geschickten Männer, Väter und Söhne beklagte, war der Wunsch nach einem würdigen Andenken an die Toten schon vier Jahre zuvor Anlass geworden, in der Mitte des Dorfes allen sichtbar einen Ort des Gedenkens zu schaffen. Am 11. September 1921 wurde er eingeweiht. 


 
Protokoll  Standortbegehung „Lutzhorner Weltkriegslinden“, 17.9.24 

Lfd. Nr. (S –> N)
BHD
Distanz zum nächsten Baum
gesch. Alter
Bemerkungen
1
212
850
100
Marke: K2 76
2
195
16,50
100
K2 77
3
0
(Baum fehlt)
4
137
1620
50
K2 78
5
0
(Baum fehlt)
6
204
840
100
K2 79
7
215
900
100
K2 80
8
20
720
10
K2 81 Baum krank!
9
65
710

K2 82
10
187
1400
100
K2 83
11
0
(Baum fehlt)
12
28
940

K2 84
13
234
1520
100
K2 85
14
0
(Baum fehlt)
15
196
840
100
K2 86
16
85
15

K2 87
17
0
(Baum fehlt)
18
< 290 (Knollen)
730
100
(K2 88, Marke fehlt!)
19
< 254 (Knollen)
2520
100
K2 89
20
0
(Baum fehlt)
21
0
(Baum fehlt)
22
< 233 (Knollen)
710
100
K2 90
23
28
980

(K2 91, Marke fehlt!)
24
147
860

K2 92
25
171
ENDE

K2 93

 
 
Die Einweihung der Gedenkstätte für die Lutzhorner Toten des Weltkriegs 1914 bis 1918  


 Krieger-Verein Lutzhorn.____Sonntag, den 11. September:Gedenk=Feier und Weihe des Ehren=Denkmals für die Gefallenen der Gemeinde Lutzhorn Nachm. 2 1/2 Uhr: Abmarsch vom Schmiedeberg nach dem Denkmal bei der Schule. –– Daselbst um 3 Uhr: Weiheakt. Nachdem: Rückmarsch nach den Lokalen von Rud. Witt und H. Behrends. Daselbst: Gemeinschaftl. Kaffeetafel. Zu zahlreicher Beteiligung ladet freundlichst ein Der Festausschuß Aus dem Bericht der Barmstedter Zeitung vom 14 September 1921 über die Einweihungszeremonie 

Die Krieger-Gedächtnisfeier in Lutzhorn. 

„Vergeßt die teuren Toten nicht!“ Dieses große Wort, welches die Kampfgenossen- und Kriegervereine in der Form: „Vergeßt die teure, auf dem Felde der Ehre gefallenen Kameraden nicht!“ zu ihrem Wahlspruch nach dem großen Weltkrieg gewählt haben, hat auch der Kampfgenossen und Krieger-Verein Lutzhorn in die Tat umgesetzt und mit Hilfe der Gemeinde einen Ehrenhain angelegt, der voll und ganz seinen Namen verdient. 

Ein am Spielplatz der Schule gelegener und der Gemeinde geschenkter Platz ist im Laufe dieses Sommers zu einem Gedächtnisplatz für die Gefallenen umgewandelt. Umgeben von geschmackvollen gärtnerischen Anlagen, grünen Rasenflächen und schönen Blumenbeeten, ist an passender Stelle in demselben auf aus Feldsteinen gemauertem Fundament ein einfacher großer Feldstein (Lutzhorner Findling) errichtet. Eine an demselben angebrachte polierte Granitplatte trägt die Namen der 25 Gefallenen der Gemeinde. 

Für jeden dieser 25 Gefallenen ist eine Eiche gepflanzt. Die ganze Anlage ist sehr geschmackvoll, so daß man das Empfinden hat, nicht auf einem Friedhof, wohl aber in einem Ehrenhain zu verweilen, welcher jedem Besucher die Worte einprägt: Den Gefallenen zur Ehre und Gedächtnis, den Lebenden zur Erinnerung, künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung. Die würdige Weihefeier der Gedächtnisstätte fand am letzten Sonntag unter Teilnahme der Gemeinde, vieler auswärtiger Vereine und zahlreicher sonstiger Gäste statt. Nach erfolgter Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden und dem sehr wirkungsvoll von einer kleinen Schülerin gesprochenen Prolog sang zunächst der Gemischte Chor von 1905 aus Barmstedt (Dirigent Herr Rektor Alpers) den Bibelspruch „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ Hierauf hielt Herr Pastor Fehrs-Hörnerkirchen die Weiherede. Unter Zugrundelegung der von dem Gemischten Chor gesungenen Worte führte er u. a. folgendes aus: Getreu bis in den Tod waren die Helden, denen dieses Fleckchen heimatlicher Erde geweiht wird. Mit ihrem Herzblute haben sie die Treue und Liebe zum teuren Vaterland besiegelt. So richtet denn dieser Ehrenhain an alle die ernste Mahnung: „Sei getreu und halte, was du sagst, mag es auch für die deutsche, einst so geachtete und geehrte Nation, nach den Folgen des Weltkrieges und dem schmachvollen, ihr durch Hunger und Entbehrungen aufgezwungenen Gewaltfrieden schwer fallen, getreu zu bleiben, da die Diktatur der Entente ihr alles nehmen kann. Aber es gibt doch für jeden Deutschen einen Nationalschatz, den sie ihm nicht nehmen kann. Es ist dies das treue deutsche Herz. Wenn wir dieses Festhalten an der großen, edlen Gesinnung, der deutschen Treue und dem deutschen Wesen, an diese schönen Eigenschaften, die leider teilweise zu verschwinden drohen, wieder zu gewinnen suchen, so wird auch der 2. Teil des Bibelspruches „So will ich dir die Krone des ewigen Lebens geben“ in Erfüllung gehen. Die warmen, inhaltsreichen Worte des Redners verfehlten auch auf alle Anwesenden nicht ihre Wirkung. Unter passenden Worten des Vorsitzenden und dem Lied: „Ich hatt‘ einen Kameraden“, welches entblößten Hauptes und unter Senkung der Fahnen gesungen wurde, fiel die Hülle vom Denkmal. Darauf erfolgte die Übergabe des Ehrenhains durch den Vorsitzenden des Kriegervereins an die Gemeinde. Namens der Gemeinde übernahm der Gemeindevorsteher den Ehrenhain und versprach, soweit es in seinen Kräften stehe, für die Pflege und Erhaltung desselben zu sorgen, wohl wissend, daß es für die Gefallenen keine Ehre und auf die Angehörigen derselben einen betrübenden Eindruck mache, wenn die jetzt so schöne und saubere Anlage verwildern würde. Je sauberer dieselbe gehalten würde, desto größer die Freude für den Gärtner, der sie angelegt, und für den Kampfgenossen- und Kriegerverein, und desto größer die Ehre für die Gemeinde. 

Er achte und ehre den Wahlspruch des Vereins: „Vergeßt die teuren Toten nicht“, auch die Gemeinde huldige denselben und hätte zum Zeichen für jeden der Gefallenen an der neuen Chaussee eine Linde gepflanzt. Die Eichen seitens des Vereins als Heldeneichen, die Linden von der Gemeinde als Dorf- und Friedenslinden. – Nachdem noch Herr Hauptlehrer Hansen-Lutzhorn den Gefallenen herzliche Worte gewidmet, von einer kleinen Schülerin das Gedicht „Für uns!“ vorgetragen und unter Leitung der Lehrerin Frl. Vansbotter die Mottete „Der Herr ist mein Hirte“ mehrstimmig gesungen war, erfolgte die Niederlegung zahlreicher schöner Kränze am Denkmal, u. a. von der Gemeinde, dem Vaterländischen Frauenverein, den Gastvereinen und Angehörigen der Gefallenen. Mit dem in wundervollen Intervallen vom Gemischten Chor Barmstedt gesungenen Bibelworte „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben“ fand die Feier am Denkmal ihren Abschluß. Dieselbe wird gewiß allen Teilnehmern noch lange ich angenehmer Erinnerung bleiben. War sie doch getragen von echtem vaterländischen Geiste und durchwirkt von den Worten: „Ans Vaterland, ans teure schließ dich an, Das halte fest in deinem ganzen Herzen, Hier sind die Wurzeln deiner starken Kraft.“